
Die traurige Wahrheit ist: Bei Individualreisen während Corona hast Du kaum Anspruch auf Rückzahlungen von stornierten Reisen, Übernachtungen oder Flügen (außer, wenn die Airline, Unterkunft etc. von alleine stornieren muss und somit keine Leistung erbringen kann). Aus diesem Grund ist es wichtiger denn je, Urlaub nur noch sehr spontan zu buchen. Lerne bitte aus meinen Fehlern, und beherzige diese 6 Tipps zum Planen und Buchen von Individualreisen während Corona. Und falls es bei Dir doch zu einer Stornierung kommen sollte, habe ich ebenfalls einige Tipps für Dich, wie Du noch an Dein Geld kommen kannst.
Nachdem es zu Beginn der Sommerferien langsam etwas ruhiger rund um Corona wurde, die Infektionszahlen für gewisse Länder schrittweise zurückgingen und es nun doch möglich sein sollte, innerhalb Europas zu verreisen, packte mich wieder die Reiselust. Doch dieses Mal will ich extrem spontan sein – und das, obwohl ich eine sehr planvolle Travellerin bin. Ob die Spontanität geklappt hat?
Tipp Nr. 1: Unterkünfte nur mit kostenloser Stornierung buchen
Tja, natürlich nicht. Im Juni haben wir uns entschieden, dass es Ende August für 2 Wochen nach Kroatien und Slowenien gehen soll. Ich plane die Route unserer Individualreise und warte ab. 1 Woche vor Abreise packt mich aber die Angst, keine schönen Hotels mehr zu bekommen. Ich buche alle Unterkünfte für die Strecke durch. Auch eines, das nicht stornierbar ist, aber dafür unfassbar schön! Was soll schon passieren? Einen Tag später spricht Österreich eine Reisewarnung für Kroatien aus. Auf der Rückreise sind nicht einmal Toilettenpausen erlaubt.
Das gilt für Individualreisen während Corona:
- Unterkünfte nur noch mit kostenloser Stornierung buchen – auch wenn sie noch so schön sind! Lass Dir am besten direkt nur Unterkünfte mit dieser Option anzeigen. Danach lässt sich oft filtern.
- Überprüfe die Stornierungskonditionen auch direkt bei der Unterkunft: Manche Hotels sind auf ihrer eigenen Website manchmal günstiger oder bieten andere Konditionen an. Bei unserem Traumhotel hätten wir bis wenige Tage vor Ankunft kostenlos stornieren können. Das war bei Booking.com gar nicht möglich.
- Alles, was nicht stornierbar ist, so spontan wie möglich buchen – als Individualreisende/-r gibt es in wenigen Fälle Geld zurück!
Wir haben Glück und die Unterkunft bzw. Booking.com sind extrem kulant. Als auch Deutschland Reisewarnungen für bestimmte Regionen Kroatiens ausspricht, erhalten wir den kompletten Buchungspreis erstattet.
Tipp Nr. 2: Mietwagen statt Flugzeug, Deutschland & Europa statt ferne Länder
Ich persönlich habe mir vorgenommen dieses Jahr gar nicht mehr ins Flugzeug zu steigen. Zu groß ist mir die Unsicherheit, dass der Flug doch noch kurz vor knapp gestrichen wird. Und Respekt von den vielen Menschen habe ich auch. Dieses Jahr also lieber mit dem Mietwagen durch Deutschland und Europa, als mit dem Flieger in die Ferne. Tut auch meinem CO2-Fußabdruck mal ganz gut.
Mein Tipp also – und hier vielleicht ein kleiner Widerspruch: Buche Deinen Mietwagen so früh wie möglich. Dann wird es günstiger und Buchungsplattformen wie Check24.de oder Billiger-Mietwagen.de haben sowieso immer die Option der kostenlosen Stornierung bis kurz vor der Abfahrt. Wenn Du fliegen möchtest, empfehle ich Dir wärmstens auf Last Minute-Deals zurückzugreifen.
Tipp Nr. 3: Habe die Infektionszahlen genau im Blick
Bei mir war die Reiselust wohl größer als der Verstand. Natürlich habe ich die offiziellen Seiten Sloweniens vor der Buchung meiner stornierungsfreien Unterkunft durchforstet. Und natürlich stand hier zum Beispiel bereits, dass Kroatien auf der orangenen Liste steht. Was das genau bedeutet habe ich mir eher selbst zusammengereimt, als wirklich nachzuschauen.
Fakt: Für Länder auf der orangenen Liste von Slowenien gilt zwar noch keine Reisewarnung seitens der Regierung. Jedoch darfst Du dich nicht mehr im Land aufhalten, wenn Du vorher in einem Land auf dieser Liste warst. Kurze Pausen bei der Durchfahrt sind jedoch erlaubt. Gleiches gilt für Italien, aber nicht so für Österreich. Da darf man derweil nicht mal mehr die Toiletten nutzen. Darum schau Dir wirklich ganz genau an, wie der Risiko-Status bei einigen Ländern ist und plane danach Eure Route.
- Corona-Ticker der Tagesschau
- Corona-bezogene Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amtes
- Hinweise des Robert-Koch-Instituts zum Corona-Virus
- relevante regionale Seiten zu den Corona-Maßnahmen in Deinem Zielland
Tipp Nr. 4: Buche nur noch in der Nebensaison
Sonderlich schlau waren wir bei unserer Reiseplanung dieses Mal leider nicht. Wir wollten Sonne und im Meer-baden, aber nicht direkt in den Sommerferien fahren. Darum reichten wir unseren Urlaub für das Ende der Sommerferien ein. Wen wundert es, dass die Infektionszahlen und somit auch die Anzahl der neuen Reisewarnungen Ende der Ferien in die Höhe schießen? Eigentlich niemanden. Lektion für meine nächsten Individualreisen während Corona: noch vor Ferienstart und in der Nebensaison verreisen. Denn das bedeutet: kein Massentourismus, weniger Touristen, bessere Möglichkeiten zum Mindestabstand und Entlastung des Tourismus vor Ort, weil sich die Touristenzahlen auf das gesamte Jahr verteilen können.
Eine richtig tolle Übersicht aller Länder geordnet nach beste Reiseziele in der Nebensaison findest Du bei Ania und Daniel von Geh mal Reisen. Generell lässt sich sagen, dass die Nebensaison in Südeuropa von Ende September bis Mai dauert. Einige Länder in Nordeuropa wie Irland, Großbritannien oder Skandinavien haben im Frühling bessere Wetterverhältnisse als im Sommer und sind dennoch weniger überlaufen.
Tipp 5: Horrorszenario Reisewarnung: Individualreisen während Corona kostenlos stornieren
Die traurige Wahrheit ist: Als Individualreisende/-r hast Du kaum Anspruch auf Rückzahlung von stornierten Reisen, Übernachtungen oder Flügen und musst meist auf Kulanz hoffen. Pauschalreisende (jemand, der mindestens zwei zusammenhängende Bausteine bei einem Anbieter bucht (z.B. Flug und Hotel)) haben es besser: Sie werden durch unsere Gesetzgebung geschützt. Mittlerweile gilt sogar Recht auf Rückzahlung, wenn noch gar keine Reisewarnung ausgesprochen wurde, sondern nur eine gewisse Wahrscheinlichkeit für eine gesundheitsgefährdende Ausbreitung des Corona-Virus besteht (laut einem aktuellem Urteil des Amtsgerichts Frankfurt vom 11. August 2020 für Pauschalreisen). Währenddessen müssen wir Individualreisende zittern, wenn wir von alleine stornieren aufgrund von stark ansteigenden Infektionszahlen, Quarantänemaßnahmen, Reisewarnungen oder anderen Situationen, die mit Covid-19 im Zusammenhang stehen.
Ein Versuch: kostenlose Stornierung Deiner Individualreise
- Sofort schriftlich kostenlose Stornierung anfragen: Sobald sich die Lage bzgl. Corona stark verschlechtert, frage sofort eine kostenlose Stornierung an und bitte um Kulanz. Am besten schreibst Du die Unterkunft bzw. das Flugunternehmen etc. an und das Buchungsportal über das Du gebucht hast.
- Fakten, Fakten, Fakten: Führe dabei Fakten auf, die beweisen, dass eine Reise unverantwortlich bzw. nicht möglich ist (z.B. aufgrund von Reisewarnung, Teilreisewarnung, geschlossene Grenzen, keine Möglichkeit der Einreise etc.). Bei Einreiseverbote kannst Du mit „Wegfall der Geschäftsgrundlage für den Vertrag“ argumentieren. Am besten gleich Beweise mit anhängen wie amtliche oder regionale Pressemeldungen, Hinweise des Robert-Koch-Instituts oder die Reisewarnung des Auswärtigen Amtes.
- Gutschein als Kompromiss: Falls Deine Bitte um kostenlose Stornierung abgelehnt wird, bitte zumindest um einen Gutschein in der Höhe des Reisepreises – das hat bei uns auch sehr gut funktioniert! Übrigens: Bei Individualreisen gilt die staatliche Absicherung eines Wert-Gutscheines (der aufgrund der Covid-Pandemie ausgestellt wurde) gegen Insolvenz des Anbieters nicht. Schade!
- Falle Umbuchung: Achte bei Umbuchung darauf, dass Du die Preisdifferenz zwischen altem und neuem Termin meist selbst zahlen musst. Ein Gutschein wäre da die bessere Alternative.
- Nicht bei aktueller Reisewarnung buchen: Solltest Du einen Flug oder ein Hotel während einer aktuellen Reisewarnung buchen, hast Du kein Anrecht mehr auf kostenlose Stornierung – auch wenn diese in den AGBs steht.
Tipp 6: Checke Deine Versicherung im Ausland
Checke unbedingt, ob Du trotz der aktuellen Corona-Lage im Ausland versichert bist. Dazu dient ein Blick in die Geschäftsbedingungen Deiner Auslandskrankenversicherung oder auf die Homepage Deiner Krankenkasse. Bei Reisen innerhalb Europas bist Du normalerweise über Deine normale Krankenkarte versichert. Allerdings macht natürlich eine private Zusatzversicherung wie Sinn, da einige Leistungen, wie zum Beispiel ein Rücktransport nach Deutschland, nicht abgesichert sind. Frag am besten mal bei Deiner Krankenkasse nach, mit welcher privaten Auslandskrankenversicherung sie zusammenarbeiten (bei der Techniker ist es zum Beispiel die Envivas). Zur Corona-Lage schreibt die Techniker auf Ihrer Homepage zum Beispiel: „Derzeit bestehen lediglich Reisewarnungen und keine Verbote aufgrund der Corona-Pandemie. Sie haben also weiterhin den je nach Reiseland gewohnten Versicherungsschutz.
8 Kommentare
Aktuell ist es wirklich schwierig sich auf eine Reise zu freuen, weil bis zur letzten Minute alles schief gehen kann. Ich finde aber, wenn man Tipps wie Deine beherzigt, dann ist es alles halb so schlimm. Die Sicherheit geht einfach vor.
Liebe Charis,
das stimmt. Ich habe vor Slowenien auch gezittert und jeden Tag die Tagesschau-Ticker angeschaut. Das war schon nervig 😀 Aber zum Glück hat alles geklappt!
Liebe Grüße
Lisa
Leider wahr, zum Ende oder nach den Ferien sind die Viren schon verbreitet. Ob es das nächste Jahr aber noch so zutreffen wird, müssen wir abwarten. Wenn es keinen Lockdown mehr gibt, kann es schon sein, dass schon im Mai der Virus verbreitet wird. Oder aber es verteilt sich alles besser, weil man nicht monatelang auf Urlaub verzichten muss und am Ende eh nur noch 8-10 Wochen hat, wo alle gleichzeitig verreisen können. So oder so, ohne die kostenlose Stornemöglichkeit würde ich aktuell aber auch nichts mehr buchen. Wir haben unser Hotel erst am Tag vorher gebucht um ganz sicher zu sein, dass wir auch nach Österreich fahren können. Aber das geht auch nur, wenn man flexibel ist, was die Unterkunft angeht und nicht unbedingt das allerbilligste braucht was es gibt.
Liebe Tanja,
danke Dir für Deine Überlegungen. Es ist auf jeden Fall eine schwierige Situation und gerade ist gefühlt jedes europäische Land Risikogebiet. Auf jeden Fall ein gutes Training für mich, mal spontan zu verreisen. Ein Tag vorher ist natürlich sehr spontan. Aber mittlerweile ändert sich alles so schnell, dass das wohl der beste Weg ist.
Liebe Grüße
Lisa
Ja, die meisten Tipps sind enorm wichtig, vor allem Infektionszahlen im Blick behalten, spontan buchen, Stornierungsoptionen dazu buchen und als wichtigstes: die Krankenversicherung checken.
Was Ich allerdings nicht so sehe ist das mit den Fernreisen. Flugzeuge sind da laut aktuellen Untersuchungen ja deutlich sicherer als Züge was die Übertragung der Viren angeht. Und vor allem hängen in sehr vielen armen Ländern so unendlich viele Existenzen und damit Leben vom Tourismus ab – das wird langsam echt bedrohlich.
Liebe Miriam,
danke Dir für Deinen Kommentar. Da hast Du natürlich Recht – ich habe auch Deinen Artikel zu dem Thema gelesen. Irgendwie muss es da nachhaltige Lösungen geben. Nicht zu reisen ist auch keine Lösung – da hängen zu viele Existenzen dran, auch in Deutschland. Aber ich sehe es auch kritisch, wenn alle wohlbetuchten Menschen wieder um die Welt jetten und den Virus in Länder bringen, die eine sehr schlechte Gesundheits-Versorgung haben, und dann wieder weg sind. Ein nachhaltiger Tourismus muss her und ein vernünftiges Reiseverhalten. Im Urlaub sind sicher nicht alle so vorbildlich was Maskentragen, Abstand halten, Händewaschen etc. betrifft. Siehe die Partygäste auf Malle – was sicher auch Partygäste auf Thailand z.B. sind.
Wie wirst Du es denn machen? Sobald wie möglich wieder in die Ferne fliegen?
Beste Grüße
Lisa
Da hat dieses Jahr Corona wohl einigen von uns einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Im März wollte ich eigentlich nach Wien fliegen. Doch kurz vorher kamen immer mehr Nachrichten, dass es wohl keine gute Idee sein wird. Es fing an, dass die Eishockey-Saison in Österreich abgesagt wurde, dann nach und nach immer mehr Einrichtungen / Aktivitäten geschlossen wurden. Mein Hotel konnte ich glücklicherweise kostenfrei stornieren. Zum Flug wurde mir von EW nur angeboten, ihn bis Ende Oktober umzubuchen. Da muss ich sagen, dass es sich wirklich gelohnt hat bis zum Abflugtag zu warten, denn der Flug wurde letztendlich gestrichen, sodass der Flugpreis doch erstattet wurde. Man sollte also nicht zu voreilig irgendwas entscheiden, sondern vielleicht doch bis kurz vor der Reise auch mal was rauszögern. 🙂
Jetzt waren wir Ende August / Anfang September in Bayern. Wir hatten bei der Buchung im Juni (glaub ich) auch ein Hotel auf unserer Rundreise gebucht, das nicht kostenfrei storniert werden konnte. Aber: No Risk No Fun 😛
Allerdings hatten wir da auch „gerade so“ noch Glück, denn in Österreich kamen danach die nächsten Einschränkungen und Garmisch wurde zum Hotspot.
Also demnächst buche ich auch nur noch mit kostenfreier Stornierung 😀
Hallo Nico,
haha „No Risk, no fun“ – dass dachten wir uns mit Kroatien ja auch. Wir hatten es auch noch versucht raus zu zögern, bis dann leider die Reisewarnungen kamen bzw. gut. Ich denke mal deswegen waren die dann doch sehr kulant mit uns. Ihr hattet dann ja auch öfter Glück 🙂
Liebe Grüße
Lisa