Heute geht es wieder zurück nach Guilin, unserem Dreh- und Angelpunkt hier in der Region. Von hier fährt um 11 Uhr der einzige Bus am Tag hoch bis nach Fenghuang, Chinas schönsten Stadt. Wir haben Glück – oder es war einfach nur perfekt geplant von uns – und können mit dem Highspeed-Train via Xing Ping bis in die Innenstadt Guilins fahren (Denn Achtung, Guilin hat mehr als drei Busstationen und die Entfernungen sind groß). Die Busstation befindet sich direkt neben an. Klingt einfach. War es aber nicht ganz. Ein neuer Schreihals kommt ins Spiel.
Mit leerem Magen lassen wir uns vom Hostel ein Didi (chinesisches Pendant zu Uber) rufen und fahren um 8 Uhr zum Yangshuo Bahnhof, der eigentlich noch hinter Xing Ping liegt, also fast schon in Guilin ist. Als wir ankommen und ich den Bahnhof sehe, bekomme ich ein Gefühl zwischen gespenstisch und majestätisch. Der Bahnhof ist riesengroß und scheint sich für massenhafte Massen an Touristen bereit zu machen. Riesige, leere Hallen und Eingangstore. Eine Armee an leeren Wartestühlen, alles Massagesessel.
Bis darauf, dass Heiko von der Security aufgefordert wird, aus seiner vollen Wasserflasche zu trinken und sich darüber alle beiern, läuft alles gut.
Eine unangenehme Begegnung am Taxistand
Angekommen in Guilin werden wir wieder von einer Horde an Menschen begrüßt, die uns schreiend und mit grimmigen Gesichtern einen Bus nach Yangshuo andrehen wollen. Wir gleiten vorbei und holen uns erst einmal Frühstück: mit Beef gefüllte Steamed Buns, in Bananenblätter eingepackte Reismatsche mit Zeug drin, Kekse und Küchlein.
Dann gehen wir zum Taxistand und hoffen ohne Probleme ein Taxi zu bekommen. Tja, das lief anders als geplant. Kein Taxifahrer möchte uns zum Busbahnhof bringen. Als wir uns in das erste Taxi setzen und sagen, dass wir nur mit Taximeter fahren wollen, steigt der Fahrer einfach wieder aus, geht zu seinen Fahrer-Freunden und lacht über uns.
Wir steigen wieder aus, die Polizei oder das Ordnungsamt im Häuschen direkt nebenan dem Taxi gibt uns auf Chinesisch zu verstehen, dass wir einfach wieder in das Taxi einsteigen und sitzen bleiben sollen – irgendwie blöd ohne Fahrer. Der Taxifahrer fährt dann irgendwann mit einer chinesischen Familie weg, eine weibliche Taxifahrerin fährt auf und wir hoffen auf das Beste.
Auch diese wehrt sich laut schreiend, weit gestikulierend und mit verachteten Blicken, uns mit zu nehmen. Wahrscheinlich weil der Busbahnhof mit nur zehn Minuten Fahrtweg zu nah am Taxistand ist, sie somit also kaum etwas verdient, oder einfach weil sie unsere Nase nicht mag. Am Ende muss sich die Polizei einschalten und die Fahrerin mit Aufnahme ihrer Personalien dazu zwingen, uns zu fahren. Wir kommen zwar rechtzeitig am Busbahnhof an, dafür ist meine emotionale Verfassung nicht mehr all zu gut.
6 Stunden Bus fahren in Chinas schönste Stadt
Am Busbahnhof läuft dann wieder alles ohne Probleme. Das Busticket hatten wir ja schon zwei Tage vorher abgeholt. Wir laufen direkt durch die Security und setzen uns in den Bus. Punkt 11 Uhr geht es los. Tatsächlich ist der Bus fast leer. Gut, man weiß ja nie. Lieber das Ticket vorher in der Tasche und sorglos reisen.
Das erste Mal sehen wir westliche Touristen auf unseren Reisetagen. Es sind mal wieder nur Paare. Wäre ich alleine durch China gereist, hätte ich mich doch wieder sehr einsam gefühlt.
In Fenghuang kommen wir am Nord-Busterminal an und müssen noch ein Taxi in die historische Altstadt nehmen. Der Zustand des Taxis toppt alle meine Taxierfahrungen bisher. Der Kofferraum ist komplett verschmutzt, sodass sich mein Backpack in Dreck suhlen muss, wie ein kleines Schweinchen. Im Innenraum sehe ich Teile vom Taxi, die eigentlich abgedeckt sein sollten. Immerhin ist kein Loch im Boden. Wir teilen uns das Taxi mit einem französischen Paar. Mein Versuch um neue Reisefreunde. Doch über eine flüchtige Taxibekanntschaft geht es nicht hinaus.
Fenghuang-Reisetipp Nr. 1: Übernachten im Floral Joy – direkt in der historischen Altstadt, aber abseits vom Partylärm
Unser Floral Joy Hotel in Fenghuang ist richtig schön. Es ist sauber, das Bett ist riesig und kuschelig und das hellblaue Waschbecken mit den chinesischen Ornamenten drauf möchte ich am liebsten als Souvenir einpacken.
Als wir in die Innenstadt gehen, wird es schon langsam dunkel. Wir laufen einmal rechts den Fluss entlang und über die Rainbow-Bridge auf die andere Seite. Durch schmale Gassen, vorbei an Straßenverkäufern, hübschen Cafés und einem Live-Act nach dem anderen. Als die Dunkelheit angebrochen ist, erstrahlt Fenghuang in den schönsten Farben. Wir laufen weiter westlich zur Stone Bridge. Die ist auch bei anderen Touristen unglaublich beliebt und man muss aufpassen, nicht ins Wasser gestoßen zu werden, wenn man über die Steinvorsprünge hüpft, um auf die andere Seite zu kommen.
Ich probiere mich durch das Straßenessen hier, kann aber gar nicht genau sagen, was das alles ist. Ich tippe auf einen frittierten Reisklops mit Ei und Kräutern drauf. Den durchaus beliebten frittierten Pancake aus Maden lasse ich mal links liegen.
Empfehlung Fenghuang? Nur bedingt!
Fenghuang könnte tatsächlich Chinas schönste Stadt sein. Hier ist es so, wie ich mir das Land auch eigentlich vorgestellt habe: farbenfrohe Häuser, die auf Holzstelzen stehen und alle schön gewundene Dächer haben. Pagoden, alte Brücken, viel Gold. Abends wird es fast noch schöner, wenn alles angestrahlt wird und erleuchtet ist. Auch die Idee von Live-Musik finde ich ganz wunderbar.
Allerdings nicht, wenn wirklich JEDES Restaurant seinen eigenen Liveact hat, nebenan noch die Disco laut dröhnt und man stetig drei verschiedene Lieder im Ohr hat.
Mit der Schönheit der Stadt kommen natürlich auch die Touristen. Und hier in Fenghuang sind es wirklich Massen, die ich noch nie gesehen habe. Der historische Stadtkern ist eine offizielle Touristendestination, wo sich wirklich alles um den chinesischen Touristen dreht. Echte Einwohner leben außerhalb. Und so schieben wir uns regelrecht mit all den anderen durch die schmalen Gassen und über die kleinen Steintreppen über den Fluss.
Doch nicht nur die Masse gehen mir gerade sehr auf den Keks. Zum ersten Mal auf meiner Reise, fühle ich mich offensichtlich angestarrt. Wir sind aber auch wie zwei bunte Vögel, eine kleine Attraktion. Vor allem Männer starren mich an. Alleine würde ich mich wahrscheinlich sehr unwohl fühlen.
Heute früh ins Bett, weil Bauchweh und müde
Wir beschließen also früh nach Hause zu gehen. Hier wartet schon ein zuckersüßes Baby auf mich, das meine Hand gar nicht mehr loslassen mag. Das Bild scheint der Mutti, der Rezeptionisten, sehr gut zu gefallen und schwupps, bin ich wieder ohne zu fragen auf einem Smartphone-Foto verewigt. Um 19 Uhr liegen wir im Bett und ich schaffe es tatsächlich einen Blogartikel hochzuladen.
Meine Ausgaben heute
Tjaa, leider leider ist meine Exceltabelle abgestürzt und hat alle meine Kosten für China gelöscht. Ich habe versucht etwas zu rekapitulieren. Ab Tibet habe ich wieder alles getracked. In Guilin haben wir pro Person 417,82 € abgehoben. Die Summe hat bis Zhangjiajie City gereicht.
Was kostet Fenghuang?
- Zugticket Yangshuo – Guilin: 3,92 €
- Busticket Guilin – Fenghuang: 20,57 €
- Snacks aus dem Busterminal-Shop: ? €
- geteiltest Taxi in die Old City
- 2 Übernachtungen im Floral Joy Hotel (Doppelzimmer): ? €
- Snacks auf dem Nachtmarkt: