Es ist endlich soweit! Seit mir meine chinesische Kommilitonin im Master das erste Mal von Tibet erzählt hat, wollte ich unbedingt einmal dort hin. Mir ist bis heute „der atemberaubendste Sternenhimmel“ aus ihren Erzählungen im Kopf geblieben. Nun sitze ich im Nachtzug nach Tibet. Vor mir karge Landschaften, Yaks, Flüsse und schneebedeckte Bergspitzen. Die Zeit vergeht wie im Flug zwischen aus dem Fenster gucken, lesen und dösen.
Jetzt, wo ich in Australien bin, traue ich mich auch über meine Reise in Tibet zu schreiben. Seit ich weiß, dass:
- man Tibet lieber nicht bei dem Antrag für sein China-Visum angeben sollte (Ernsthaft, sonst bekommt man es nicht),
- man keinen Tibet-Reiseführer oder Bücher über den Dalai Lama mitnehmen sollte (Sie werden einem an der Grenze abgenommen. Im schlimmsten Fall droht die Einreiseverweigerung),
fühlt es sich irgendwie illegal an, nach Tibet zu kommen. China versucht so wenige Touristen wie möglich ins Land zu lassen und so viel wie möglich zu beeinflussen, welche Informationen rein- und rausgehen.
Warum Du nach Tibet reisen solltest
Aber es ist gut nach Tibet zu kommen. Gut, den Menschen zu zeigen, dass ihre Kultur immer noch eine große Bedeutung hat, ihre Religion wertvoll ist. Gut, ihnen zu zeigen, dass ihr Land gesehen wird. Und gut, zu erfahren, wie China das Land Tibet eingenommen hat. Wie es mit Tibet umgeht. Und genau diese Missstände weiter in die Welt zu tragen.
Was man 40 Stunden im Nachtzug nach Tibet machen kann
Im Zug geht es also 40 Stunden von Peking nach Lhasa. Klingt nach super viel. Aber eigentlich war das Nichtstuen auch mal ganz nett. Ich habe mein Reisetagebuch geschrieben, meine Finanzen gechecked und gelesen. Zum Glück war ich mit einem super netten holländischem Paar in einem Wagon. Gute Unterhaltung hatte ich also auch.
Eigentlich war es auch fast gemütlich. Für diese lange Fahrt würde ich jedem nur empfehlen, die erste Klasse zu buchen. Die kostet zwar stolze 150,- €, dafür gibt es nur vier statt sechs Betten und man kann die Tür abschließen. Die Betten sind vielleicht so 80 Zentimeter breit und von der Länge her ausreichend für eine 172 Zentimeter große Person wie mich. Es gibt Kissen und Decken. Vor allem für die zweite Nacht, sollte man sich aber etwas dickere Schlafsachen zum Anziehen mitnehmen.
Es gibt ein kleines Tischchen, wo mein Lapotop rauf passt, und eine Steckdose für alle. Tagsüber sitzen alle vier Personen auf den unteren Betten.
Dann gibt es auf dem Flur noch heißes Wasser für seine Nudelsuppen. Ich hatte für den ersten Tag noch meine Reste von gestern. Doch haben die leider gar nicht mehr geschmeckt. Gut, dass ich mir noch zwei Instant-Nudel-Becher besorgt habe. Zum Frühstück gibt es übrigens eine Art Schoki-Zimt-Brötchen und eine Banane. Auch ausreichend Wasser ist super wichtig. Bei den krass ansteigenden Höhenmetern, sollte man pro Tag drei Liter trinken.
Was man aus dem Zug sehen kann
Wir starten also abends um 20 Uhr in West Bejing auf einer Höhe von süßen 44 Metern. Es ist bereits dunkel, sodass man nicht viel sieht außer karge Landschaften. Ab Xining soll es dann interessanter werden. Es ist 15.21 Uhr als wir auf 2.200 Meter Höhe ankommen. Es reihen sich nun ein paar Yaks, Flüsse und schneebedeckte Bergkuppeln dazu.
Die richtigen Highlights kommen aber erst ab Golmund (2.780 Meter), wo wir um 22:10 ankommen. Der Yuzhu Peak (6.178 Meter), das Kekexili Nature Reserve (4.800 Meter) oder der Tanggula Mountain Pass (5.072 Meter). All das schleicht in der dunklen Nacht an uns vorbei.
Um 5 Uhr stelle ich mir den Wecker für den Sonnenaufgang. Es ist allerdings so bewölkt und verschneit, dass ich nichts sehe außer Schnee, weiße Berge und Nomaden. Trotzdem ist es wunderschön. Und so anders als anderes. Ich frage mich, wie Menschen hier in der Kälte leben können? So weit weg von allem. Umgeben von Bergen, Flüssen und nur mit ihren Yaks zum Wärmen?
Meine Ausgaben heute: Was kostet der Nachtzug nach Tibet?
- Zugticket: 150,- €